Da ich auf der Uniersität Wien studiere und dort keine vorrangige Ausbildung für NMS Lehrer stattfindet, sondern meistens die Praktika in Gymnasien stattfinden, wo natürlich kein Teamteaching herrscht, war es eine umso interessantere Erfahrung, meinen Unterricht in einem Team zu planen und auch zu halten.

 

Nachdem meine Kollegen und ich mit unserer Betreuungslehrerin die Termine für unsere zu haltenden Stunden ausgemacht haben, lag es nun an uns, die Stunden untereinander aufzuteilen.

Vorgabe war es, mindestens eine Stunde alleine zu halten, da ja nicht immer in einem Team unterricht wird und man auch diese Erfahrung einmal unbedingt machen sollte.

Das Ergebnis war: jeder Student eine Einzelstunden, Stunden im Team und auch eine Doppelstunde zu dritt.

 

Für uns Studenten war es nicht sonderlich schwer, sich aufeinander abzustimmen und die Arbeit untereinander aufzuteilen, jedoch kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das nicht immer so sein muss.

Natürlich ist Teamteaching ein großer Vorteil, wenn man verschiedenste Projekte in einer Klasse machen will, oder sich generell die Arbeit teilen mag, z.B. die Klasse teilen und mit kleineren Gruppen arbeiten.

Wichtig finde ich ist jedoch, ein gutes Arbeitsverhältnis zwischen den Kollegen im Team zu garantieren, denn wenn dies nicht der Fall ist, macht sich das auch schnell in der Klasse und bei den Schülern und Schülerinnen bemerkbar.

 

Meine Teamteaching-Sequenzen verliefen ohne Komplikationen. Wir teilten uns die Arbeit auf und machten uns im Vornhinein klar, wer welchen Part in der Klasse übernimmt. Teilt man sich wirklich den Unterricht auf, oder ist einer Hauptlehrer und der andere Nebenlehrer, welche administrative und unterstützerische Tätigkeiten übernimmt.

Vorbereitung

Nach einer ersten Besprechung mit unserer Praxislehrerin Frau Christine Wiesmüller an der Musikmittelschule Gumpoldskirchen ging es für meine Kollegen und mich in der letzten Schulwoche vor den Weihnachtsferien mit unseren Hospitationen los.

Da unsere Praxislehrerin leider erkrankt war, konnten wir nicht frührer mit unserem Hospitieren und Unterrichtsn beginnen. Da wir recht spät im Semester mit unserer Praxis begannen, war es eine Herausforderung, alles zeitlich unter einen Hut zu bringen.

220 Kilometer

Das Praktikum war eine sehr positiv Erfahrung, welche mich in meiner Entscheidung, Lehrer zu werden nochmal gestärkt hat. Der direkt Kontakt mir Schülern und Schülerinnen und ihnen bei Problemen helfen zu können, hat mir besonders gut gefallen.

Doch nicht nur das Unterrichten an sich war interessant, auch die zehn Hospitationsstunden waren sehr lehrreich und hat mir gezeigt, wie ein gutes Teamteaching funktionieren kann.

Auch unsere Betreuungslehrerin war sehr engagiert und stets bemüht, dass sich meine Kollegen und ich wohl fühlen.

Nach den Hospitationsstunden und den gehaltenen Unterrichtsstunden finden sich nun 220 Kilometer mehr auf der Tachoanzeige meines Autos, aber diese Kilometer haben sich auf jeden Fall ausgezahlt und mich ein Stück näher zu meinem zukünftigen Beruf gebracht.

Hattie-Studie

Was ist die Hattie - Studie?

John Hattie entwickelte in seiner Studie "Visible Learning - Lernen sichtbar machen", eine Rangliste, in welcher verschiedene Einflussfaktoren aufgelistet sind, welche den schulischen Erfolg beeinflussen sollen. Diese Ergebnisse entstanden durch eine Zusammenlegung und Verknüpfung vieler verschiedener kleiner Studien. Die Einflussfaktoren sind gereiht; wobei der höchste Wert bei 1,44 und der niedrigste bei -0,34 liegt. Laut Hattie liegt der durschnittliche Effekt aller Einflussfaktoren bei 0,40.

https://visible-learning.org/de/hattie-rangliste-einflussgroessen-effekte-lernerfolg/

 

Meine Meinung

Der Einflussfaktor des Micro-Teachings (0,88) hat mich besonders überrascht, da dieser sehr wohl einen großen Einfluss auf Unterricht hat, meiner Meinung jedoch viel zu wenig bei der Ausbildung der zukünfitgen Lehrer und Lehrerinnen durchgeführt und in Anspruch genommen wird. In einer Klasse ist dies jedoch eine gute Methode, den Schülern ihr Wissen unter Beweis stellen zu lassen und an andere weiter zu vermitteln.

Erschreckend war für mich, dass der Faktor der freien Arbeit (0,04) einen derart geringen Anteil am erfolgreichen Unterricht und Lernen besitzt. Freiarbeit und Gruppenarbeit wurden vorallem in den letzten Jahren ein starker Gegensatz zum Frontalunterricht, welcher immer mehr versucht wurde zu verdrängen. Nach dieser Studie sollte dieser Ansatz überdacht werden, da die Forms des Vortrags effektiver erscheint als eine freie Arbeit.

Die Klassengöße (0,21) hat wiederum einen geringen Anteil am Lehr- und Lernefolgs. Zuwider der öffentlichen Diskussion, dass nur begrenzte Schüler und Schülerinnen in der Klasse sein dürfen, um guten Unterricht gewähren zu können, steht Hatties Studie. Die Klassengröße hat keinen derart großen Einflussfaktor auf das Lernergebnis wie bisher angenommen. Vielmehr kommt es auf die Klarheit der Lehrperson an (0,75).

Das diese Studie durchaus kritisch zu hinterfragen ist, zeigt der Faktor des Geburtsgewichts (0,54), da dieser  meiner Meinung nach einen geringen bis keinen Einflussfaktor darstellt.

 

Positives Lernerlebnis

Zunächst ist mir überhaupt keine Situation aus meiner Schulzeit eingefallen, welche ein wirkliches "positives Lernerlebnis" in mir hervorrief. Ich war nie besonders schlecht in einem Unterrichtsfach - ausser Mathematik - und habe mich daher nie wirklich mit dem Unterrichtsstoff selbstsändig auseinandergesetzt. Die Hausübungen wurden gemacht und der Stoff für Tests und Schularbeiten mehr auswendig gelernt, als wirklich verstanden.

Außer in Mathematik, da hatte ich meine Probleme und bemerkte nach längerem Nachdenken, dass auch in diesem Unterrichtsfach mein "Aha-Erlebnis" stattgefunden hat.

Während dem Unterricht habe ich nicht wirklich verstanden, was die Lehrperson eigentlich zu vermittelt versucht. So habe ich mir vor einer Schularbeit ein eigenes Heft angelegt, wo ich den gesamten Stoff für diese Arbeit nochmals stelbstständig zusammengeschrieben habe. Dies geschah zu Hause und in Ruhe.

Nach diesem selbstständigen Erarbeiten und Vertiefen des zu lernenden Stoffes hat sich gezeigt, dass die nächste Schularbeit in Mathematik eindeutig besser für mich verlaufen ist, als anzunehmen war.

Diese Methode habe ich in der 6. Klasse für mich entdeckt und von nun an auch in anderen Unterrichtsfächern angewendet. Natürlich war es aufwendiger für mich, den Stoff nocheinmal zu Hause zusammenzuschreiben und dazu ein eigenes Heft zu führen. Doch war es oft nicht möglich durch die Schnelle des Unterrichts ein schönes Heftbild schon im Unterricht anzufertigen und aus diesem zu lernen.

Was ist guter Unterricht?

Georg Neuweg versucht in einem fiktiven Dialog die pädagogischen Positionen des Kognitivsmus und des Konstruktivismus gegenüberzustellen.

Guter Unterricht sei laut Neuweg dann gegeben, wenn Schülern und Schülerinnen durch eine fachkompetente Lehrperson angemessen Wissen weitervermittelt wird. Doch nicht nur Wissensvermittlung spielt für guten Unterricht eine Rolle, wichtig ist auch eine Wohlstrukturiertheit und Verständlichkeit des vermittelbaren Stoffes. Üben und Feedback ist für einen erfolgreichen Unterricht essentiell. Dieser Teilaspekt hat jedoch nicht nur auf Seiten der Schüler und Schülerinnen stattzufinden, sondern auch Lehrpersonen sollen/müssen sich einem regelmäßigen Feedback unterziehen, um guten Unterricht garantieren zu können.

Reiner Wissenstransport genügt laut Neuweg nicht, er stellt dem gegenüber: „Lernen entsteht durch eigene Aktivität und Erfahrung. Der gute Lehrer belehrt nicht, und er lässt nicht zu, dass die Schüler sich passiv berieseln lassen. Er konstruiert vielmehr Lernumgebungen, in denen Schüler ihr Wissen selbstständig aufbauen.“ (Neuweg, S. 6)

Demgegenüber steht das Konzept des selbstständigen Lernens gegenüber. Nicht nur die Wissensvermittlung durch die Lehrperson ist wichtig, sondern auch die Aktivität seitens der Schülerinnen und Schüler, sich selbst Wissen aneignen zu können. Diesen gestalterischen Raum soll/muss die Lehrperson garantieren.

Dieser Text zeigt, wie schwierig es ist, guten Unterricht zu definieren. Frontalunterricht gehört genauso zum Unterrichtsbild wie Freiarbeit. Natürlich kommt es auf die konkrete Situation und der Lehrperson selbst an, welche Methoden eingesetzt werden. Ein Mittelweg zwischen beiden Konzepten scheint eine angemessene Lösung zu sein.